Hart aber fair, Sendung vom 14.12.2015: Flucht, Terror, Skandale – wie hat
2015 unser Land verändert? Live dabei.
Kleidung: Stoiber:
dunkelblauer Anzug, weißes Hemd, helle, lilafarbende Krawatte. Münkler und Schwennicke: Anzug und Krawatte – alle drei sind passen für die
Sendung gekleidet. Somuncu: Karohemd, oberster Knopf offen – für die Sendung und
das Thema etwas zu leger, aber entsprechend seiner Rolle als
"Außenseiter" als Comedian und Vertreter der heute show. Roth (einzige Frau in der Runde): pastellfarbener,
geblümter Gehrock, helles Oberteil, kombiniert mit rot-weißer „Perlenkette“, dezentes
Blond; Gegenprogramm zu Anthrazit und Dunkelblau
Inhalt:
Stoiber:“Wir haben ein Thema, wie ich es mir vor ein
oder zwei Jahren nicht hätte vorstellen können. Es teilt ein Stück unserer
Nation […]. Wir haben eine emotionale Auseinandersetzung in der Gesellschaft, die
ich nur noch kenne aus den Zeiten Strauß und Wehner einerseits, Brandt und
Schmidt andererseits.“
Somuncu:“Es ist nicht schlimm, wenn sich Deutschland
aufbläht, aber wenn hinter diesem Stolz eine Konzeptlosigkeit steckt und hinter
dem Lob gegenüber Angela Merkel ein Affekt, dann frage ich mich, ist das alles
nachhaltig.“
Schwennicke:“Die Rede der Kanzlerin war eine solide Rede.
War mit großer historischer Kelle auch angerührt. Aber das Eigentliche fand vor
dieser Rede statt. Und das war, dass zwei Konzessionen ihrer Kritiken in den
Leitantrag aufgenommen wurden. Erstens das gesagt wurde, der Strom der
Flüchtling muss drastisch verringert werden und zweitens, dass gesagt wurde,
dieser Staat und diese Gesellschaft darf nicht überfordert werden.“
Roth:“ Das Sie (Kanzlerin) sagt, dass es keine Obergrenze
geben könne. Dass Sie tut, was eigentlich normal sein müsste. Dass sie nämlich
unser Grundgesetz kennt. Das Sie weiß, dass man das Grundgesetz auf Asyl nicht
nummerisch begrenzen kann. Dass Sie als Kanzlerin der viertgrößten
Industrienation, eines der reichsten Länder der Welt nicht sagt, oh wir
schaffen das nicht […]. Dafür hätte sie Applaus bekommen.“
Münkler:“Offenbar das
Grundprinzip der deutschen Politik weiter gilt. Das Wahlen in der Mitte
gewonnen werden. Sie (die Kanzlerin) hat sich dort positioniert. Es ist
richtig, dass die Auseinandersetzung bis in die politische Mitte hineinreicht.
Es ist ein Kampf gewissermaßen, um die Zukunft dieser Republik in ihrer Selbstbeschreibung.“
Körpersprache: Stoiber:
leicht vorgebeugte Sitzposition – lebhafte Gestik, die die Dynamik in der
Stimme unterstützt, v.a. wenn Argumente besonders betont werden sollen. Somuncu: Körperhaltung leicht nach vorne
verlagert - Hände "sprechen" wenig - liegen meist ruhig auf dem
Tisch. Schwennicke: aufrechte
Sitzpostion – sparsame Gestik, um auf bestimmte Punkte hinzuweisen. Roth: aufrechter Sitz - auch sie gestikuliert
viel, was ihrer Stimme gleichfalls einen variantenreicheren Ausdruck verleiht. Münkler: setzt seine Hände kaum ein -
vermittelt, dass er ganz genau weiß, wovon er spricht.
Mimik: Stoiber spricht Gäste und Moderator
gezielt an – hält mit allen Augenkontakt. Auch Somuncu spricht jeden in der Runde gezielt an. Schwennicke spricht jeden Gast direkt an und hält Augenkontakt. Roth hält stets Augenkontakt und spricht
Gäste direkt an - zeitweilig ziemlich energisch. Münkler sitzt auch aufrecht und spricht die Gäste und Moderator an,
strahlt Seriosität kombiniert mit Gelassenheit aus.
Stimme: Stoiber
variiert mit der Lautstärke und der Tonlage – v.a. bei ihm wichtigen Aussagen. Somuncu spricht ruhig und entspannt – wird
energisch, wenn es um wichtige Punkte geht, was sich v.a. beim Wortgefecht Roth-Somuncu
zeigt. Beide werden laut und fallen dem anderen teilweise sofort ins Wort,
lassen den anderen kaum ausreden – sorgen für den emotionalen Teil der Sendung.
Schwennicke spielt kaum mit der
Tonlage seiner Stimme – wenig Variation. Münkler
wirkt sehr ruhig und gefasst, spricht leise und beruhigend, lässt sich nicht in
Wortgefechte verwickeln.
Fazit: Die Sendung wird durch die Fernsehprofis
Claudia Roth, Serdar Somuncu und Edmund Stoiber geprägt. Teilweise inhaltlich,
aber auch auf rhetorischer und körpersprachlicher Hinsicht. Gerade das
Wortgefecht von Roth und Somuncu und der plötzliche DUZ-Fauxpas gegenüber
Somuncus seitens Roth, bleiben in Erinnerung. Auch Stoiber, der die
Kernbotschaften seiner Partei engagiert wiederholt, verinnerlicht sich. Einige
mehr sachliche Kommentare des Politikwissenschaftlers, Münklers, hätten eine
erweiterte Perspektive auf die aktuelle Flüchtlingspolitik Deutschlands
ermöglicht.
Livebeobachtung: 3 Studiofernsehkameras, 1 Steadycam, 1
Kran-Kamera. Insgesamt konzentrierte,
aber entspannte Atmosphäre, die wesentlich von Frank Plasberg getragen wird wie
von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Kameras und in der Regie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen