Dienstag, 22. Dezember 2015


Hart aber fair, Sendung vom 14.12.2015: Flucht, Terror, Skandale – wie hat 2015 unser Land verändert? Live dabei.

 
Bewertung der Gäste: Edmund Stoiber (CSU), Serdar Somuncu (Kabarettist), Claudia Roth (B’90/Grüne), Herfried Münkler (Politikwissenschaftler) und Christoph Schwennicke ( Cicero-Chefredakteur)

Kleidung: Stoiber: dunkelblauer Anzug, weißes Hemd, helle, lilafarbende Krawatte. Münkler und Schwennicke: Anzug und Krawatte – alle drei sind passen für die Sendung gekleidet. Somuncu: Karohemd, oberster Knopf offen – für die Sendung und das Thema etwas zu leger, aber entsprechend seiner Rolle als "Außenseiter" als Comedian und Vertreter der heute show. Roth (einzige Frau in der Runde): pastellfarbener, geblümter Gehrock, helles Oberteil, kombiniert mit rot-weißer „Perlenkette“, dezentes Blond; Gegenprogramm zu Anthrazit und Dunkelblau

Inhalt:
Stoiber:“Wir haben ein Thema, wie ich es mir vor ein oder zwei Jahren nicht hätte vorstellen können. Es teilt ein Stück unserer Nation […]. Wir haben eine emotionale Auseinandersetzung in der Gesellschaft, die ich nur noch kenne aus den Zeiten Strauß und Wehner einerseits, Brandt und Schmidt andererseits.“

Somuncu:“Es ist nicht schlimm, wenn sich Deutschland aufbläht, aber wenn hinter diesem Stolz eine Konzeptlosigkeit steckt und hinter dem Lob gegenüber Angela Merkel ein Affekt, dann frage ich mich, ist das alles nachhaltig.“  

Schwennicke:“Die Rede der Kanzlerin war eine solide Rede. War mit großer historischer Kelle auch angerührt. Aber das Eigentliche fand vor dieser Rede statt. Und das war, dass zwei Konzessionen ihrer Kritiken in den Leitantrag aufgenommen wurden. Erstens das gesagt wurde, der Strom der Flüchtling muss drastisch verringert werden und zweitens, dass gesagt wurde, dieser Staat und diese Gesellschaft darf nicht überfordert werden.“

Roth:“ Das Sie (Kanzlerin) sagt, dass es keine Obergrenze geben könne. Dass Sie tut, was eigentlich normal sein müsste. Dass sie nämlich unser Grundgesetz kennt. Das Sie weiß, dass man das Grundgesetz auf Asyl nicht nummerisch begrenzen kann. Dass Sie als Kanzlerin der viertgrößten Industrienation, eines der reichsten Länder der Welt nicht sagt, oh wir schaffen das nicht […]. Dafür hätte sie Applaus bekommen.“

Münkler:“Offenbar das Grundprinzip der deutschen Politik weiter gilt. Das Wahlen in der Mitte gewonnen werden. Sie (die Kanzlerin) hat sich dort positioniert. Es ist richtig, dass die Auseinandersetzung bis in die politische Mitte hineinreicht. Es ist ein Kampf gewissermaßen, um die Zukunft dieser Republik in ihrer Selbstbeschreibung.“

Körpersprache: Stoiber: leicht vorgebeugte Sitzposition – lebhafte Gestik, die die Dynamik in der Stimme unterstützt, v.a. wenn Argumente besonders betont werden sollen. Somuncu: Körperhaltung leicht nach vorne verlagert - Hände "sprechen" wenig - liegen meist ruhig auf dem Tisch. Schwennicke: aufrechte Sitzpostion – sparsame Gestik, um auf bestimmte Punkte hinzuweisen. Roth: aufrechter Sitz - auch sie gestikuliert viel, was ihrer Stimme gleichfalls einen variantenreicheren Ausdruck verleiht. Münkler: setzt seine Hände kaum ein - vermittelt, dass er ganz genau weiß, wovon er spricht.

Mimik: Stoiber spricht Gäste und Moderator gezielt an – hält mit allen Augenkontakt. Auch Somuncu spricht jeden in der Runde gezielt an. Schwennicke spricht jeden Gast direkt an und hält Augenkontakt. Roth hält stets Augenkontakt und spricht Gäste direkt an - zeitweilig ziemlich energisch. Münkler sitzt auch aufrecht und spricht die Gäste und Moderator an, strahlt Seriosität kombiniert mit Gelassenheit aus.

Stimme: Stoiber variiert mit der Lautstärke und der Tonlage – v.a. bei ihm wichtigen Aussagen. Somuncu spricht ruhig und entspannt – wird energisch, wenn es um wichtige Punkte geht, was sich v.a. beim Wortgefecht Roth-Somuncu zeigt. Beide werden laut und fallen dem anderen teilweise sofort ins Wort, lassen den anderen kaum ausreden – sorgen für den emotionalen Teil der Sendung. Schwennicke spielt kaum mit der Tonlage seiner Stimme – wenig Variation. Münkler wirkt sehr ruhig und gefasst, spricht leise und beruhigend, lässt sich nicht in Wortgefechte verwickeln.

Fazit: Die Sendung wird durch die Fernsehprofis Claudia Roth, Serdar Somuncu und Edmund Stoiber geprägt. Teilweise inhaltlich, aber auch auf rhetorischer und körpersprachlicher Hinsicht. Gerade das Wortgefecht von Roth und Somuncu und der plötzliche DUZ-Fauxpas gegenüber Somuncus seitens Roth, bleiben in Erinnerung. Auch Stoiber, der die Kernbotschaften seiner Partei engagiert wiederholt, verinnerlicht sich. Einige mehr sachliche Kommentare des Politikwissenschaftlers, Münklers, hätten eine erweiterte Perspektive auf die aktuelle Flüchtlingspolitik Deutschlands ermöglicht.

Livebeobachtung: 3 Studiofernsehkameras, 1 Steadycam, 1 Kran-Kamera.  Insgesamt konzentrierte, aber entspannte Atmosphäre, die wesentlich von Frank Plasberg getragen wird wie von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Kameras und in der Regie.