Anne Will, ARD, 29.Januar 2017, Der Kandidat – Können
Sie Kanzler, Herr Schulz? hier
geht's zur Sendung
Gast:
Martin Schulz, SPD
Kleidung: Dunkler Anzug - helles Hemd - blaue Krawatte mit weißen
Punkten lockert etwas auf
Inhalt: Kanzlerkandidatur von Martin Schulz
Körpersprache: gelassene offene Sitzhaltung mit geöffnetem Jackett
- sparsame und natürliche Gestik, die das Gesagte unterstreicht – Hände ruhen locker
ineinander gelegt – Kopf bleibt gerade
Mimik: konzentriert – hält den Blickkontakt zur
Moderatorin wie zur Gesprächspartnerin im Publikum – gelegentlich wird die Ungeduld
mit der häufig unterbrechenden Moderatorin an den gespannteren Gesichtszügen
erkennbar
Stimme: etwas rau – sehr pointiert in der Betonung entscheidender
Botschaften
Rhetorik: sehr gut vorbereitet - kurze klare Sätze, geeignet,
um als Statement in den Printmedien zitiert zu werden: "Ich versuche, die Probleme, die wir haben beim Namen zu nennen. In
einer Sprache, von der ich den Eindruck habe, dass die Menschen das verstehen.
Vielleicht ist das neu in der Politik [...].Ich bin gefühlt, als auch faktisch
der bessere Kandidat[...].Ich will gewinnen." – selten Füllwörter oder
Ähm-Pausen – bleibt im Wesentlichen bei der Problembeschreibung – (noch) keine
konkreten Lösungen - eher
Absichtserklärungen
Fazit: Martin Schulz präsentiert sich als
entschlossener Kanzlerkandidat, der rhetorisch gut vorbereitet, jedoch Vieles
von dem wiederholt, was er zuvor in seiner Antrittsrede im Willy-Brandt-Haus
genannt hat. Sein Bekenntnis zum "Klartext"
löst er mit authentisch dem Bekenntnis ein: "Ich
will gewinnen". Auf das Glatteis, sich bei der Höhe des Mindestlohns
festzulegen, begibt sich der Kanzlerkandidat nicht und entzieht sich dem beharrlichen
Versuch Anne Wills, eine Zahl zu erzwingen. Gleichzeitig macht er transparent,
dass eine Festlegung auf einen Euro-Betrag in Zukunft möglicherweise einem
gebrochenen Wahlversprechen gleichkäme. Ein oder zwei konkrete Lösungsansätze an
anderer Stelle hätten ihn in seiner Glaubwürdigkeit jedoch gestärkt. Auf die
häufigen Unterbrechungen der Moderatorin, die Schulz in eine simple Opposition
zu Sigmar Gabriel zu zwingen versucht, reagiert er zunehmend ungeduldig und
wehrt sich: "[...] und da habe ich
eine Anne Will dazwischen sitzen, die mir nach jedem dritten Satz ins Wort
fällt [...]."
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen