Donnerstag, 29. September 2016

Fernsehduell der US-Präsidentschaftskandidaten
Gäste: Hillary Clinton (Demokraten) & Donald Trump (Republikaner)

Kleidung:
Clinton: roter Hosenanzug – hochgeschlossener kurzer Blazer – Rot passend zur Haarfarbe – fördert die Präsenz – diskreter Goldschmuck – vorteilhaftes, aber diskretes Makeup
Trump: dunkler Anzug – weißes Hemd – blaue unifarbene Krawatte - neutral

Inhalt:
90 Minuten Debatte zu Amerikas Richtung, Wirtschaft und Sicherheit – jeder Kandidat hat im Wechsel nach der Fragestellung 2 Minuten Zeit für ein Eingangsstatement – danach Diskussion – Trump wendete sich im Vorfeld gegen einen "Faktencheck" – Clinton hat einen auf ihrer Webseite einrichten lassen – sorgt für Transparenz und Glaubwürdigkeit

Körpersprache:
Clinton: aufrechter, fester und sicher wirkender Stand – steht meist frei vom Rednerpult – Haltung und Kopf bleiben gerade – strahlt große Präsenz und Souveränität aus – freie und selbstverständliche Gestik – folgt den Ausführungen – wirkt authentisch
Trump: stützt sich am Pult ab – Schultern fallen nach vorn – Standbein- Spielbeinhaltung wird begünstigt – Haltung wirkt bequem – Kopfhaltung schräg – könnte in diesem Kontext auch als überheblich wahrgenommen werden

Mimik:
Clinton: konzentriert und fokussiert bei wichtigen Statements – lächelt persönliche Angriffe und Behauptungen Trumps gelegentlich strahlend weg – bleibt neutral beim Zuhören – zeigt, dass sie sich nicht provozieren lassen will
Trump: hört zu – weitgehend unbewegte Mimik – durchgängig gleichbleibender Gesichtsausdruck – lächelt nicht – will sich nicht wirklich einlassen

Stimme:
Clinton: feste Stimme – klare Aussprache – betont entscheidende Punkte – wehrt sich gegen Unterbrechungen seitens Trumps, indem sie selbst lauter wird
Trump: heiserer Ton – laute Stimme, die häufig eingesetzt wird, um seine Kontrahentin oder den Moderator zu übertönen – nutzt Variationen, um Wichtiges hervorzuheben

Rhetorik:
Clinton: kurze, klare Sätze – wird sehr konkret – Beispiele, Lösungsansätze werden klar benannt – platziert drei Kernbotschaften in den ersten 1 ½ Minuten – attackiert Trump auf seinem Gebiet – adressiert ihre Botschaften an seine Anhänger, den Mittelstand oder ärmere Bevölkerungsschichten – will "Small Business" mit Investitionen fördern und das "Big Business" nicht aus der Steuerverantwortung entlassen
Trump: ausschweifende Sätze – inhaltliche Wiederholung– bietet wenig Konkretes und Konstruktives  – bleibt im Allgemeinen – nur eine Botschaft: Steuersenkungen für Unternehmen – Moderator muss mehrmals an die eigentliche Fragestellung erinnern – rettet sich häufig in den persönlichen Angriff

Fazit:
Hilary Clinton ist extrem gut vorbereitet und die Schwäche der vergangenen Tage nicht mehr zu spüren. Ihre langjährige Erfahrung als Politikerin zeigt sich in ihrer Souveränität. Direkte Anschuldigungen (z.B. e-Mail-Affaire) wird mit einem Schuldeingeständnis gekontert. Trump bleibt dagegen bei Nachfragen zu seiner Steuermoral Staat und Wählern oder seiner Zahlungsmoral mittelständischen Dienstleistern gegenüber nur der rechtfertigende Angriff. Clinton attackiert ihren Gegner in seiner Strategie, Sprecher des "kleinen Mannes" zu sein und wirkt authentisch, indem sie u.a. ihre Herkunft aus dem Mittelstand ins Feld führt – während sie Trump mit der Nennung von 14 Mio $ Startkapital, das er durch seinen Vater erhalten hat, dem "Big Business" zugeordnet werden kann. Sein wiederholter Hinweis "I have property there" wirkt wenig überzeugend beim Werben um Wählerstimmen, z.B. aus dem Kreis z.B. arbeitsloser Amerikaner.
Clinton startet mit einem starken ersten Statement, das konkret Zukunftsaussichten beschreibt: mit Investitionen u.a. in erneuerbare Energien sollen neue Jobs geschaffen werden –  mit Einnahmen aus Steuern großer Unternehmen. Clinton führt die Wirtschaftskrise als verfehlte Wirtschaftspolitik an, die v.a. den Abstieg des Mittelstands bewirkt hat. Auf den Vorwurf und den Verweis auf frühere Äußerungen, dass er davon profitiert hat, weiß Trump nur zu antworten: "That's business."

Trump konzentriert sich dagegen im Wesentlichen auf die ausführliche und wiederholte Beschreibung der Probleme und betont damit das Negative. Bietet außer pauschal angekündigten Steuersenkungen wenig Konstruktives. Eine ruhige und inhaltlich gut vorbereitete Clinton steht einem aufgeregten Trump gegenüber, was seine Position zusätzlich schwächt. Lange, assoziativ formulierte Sätze verstärken den Eindruck, dass der Kandidat der Republikaner sich während der Diskussion zunehmend in der Defensive befindet. Seine bei Wahlveranstaltungen bislang erfolgreiche Strategie, mit z.T. aggressiv vorgetragenen polemischen Behauptungen wenigstens für Unterhaltung zu sorgen, scheint an diesem Abend nicht aufgegangen zu sein.

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