Fernsehduell der US-Präsidentschaftskandidaten
Gäste: Hillary Clinton
(Demokraten) & Donald Trump (Republikaner)
Kleidung:
Clinton: roter Hosenanzug – hochgeschlossener kurzer
Blazer – Rot passend zur Haarfarbe – fördert die Präsenz – diskreter
Goldschmuck – vorteilhaftes, aber diskretes Makeup
Trump: dunkler Anzug – weißes Hemd – blaue
unifarbene Krawatte - neutral
Inhalt:
90 Minuten Debatte zu Amerikas Richtung, Wirtschaft
und Sicherheit – jeder Kandidat hat im Wechsel nach der Fragestellung 2 Minuten
Zeit für ein Eingangsstatement – danach Diskussion – Trump wendete sich im
Vorfeld gegen einen "Faktencheck" – Clinton hat einen auf ihrer
Webseite einrichten lassen – sorgt für Transparenz und Glaubwürdigkeit
Körpersprache:
Clinton: aufrechter, fester und sicher wirkender
Stand – steht meist frei vom Rednerpult – Haltung und Kopf bleiben gerade –
strahlt große Präsenz und Souveränität aus – freie und selbstverständliche
Gestik – folgt den Ausführungen – wirkt authentisch
Trump: stützt sich am Pult ab – Schultern fallen
nach vorn – Standbein- Spielbeinhaltung wird begünstigt – Haltung wirkt bequem –
Kopfhaltung schräg – könnte in diesem Kontext auch als überheblich wahrgenommen
werden
Mimik:
Clinton: konzentriert und fokussiert bei wichtigen
Statements – lächelt persönliche Angriffe und Behauptungen Trumps gelegentlich
strahlend weg – bleibt neutral beim Zuhören – zeigt, dass sie sich nicht
provozieren lassen will
Trump: hört zu – weitgehend unbewegte Mimik – durchgängig
gleichbleibender Gesichtsausdruck – lächelt nicht – will sich nicht wirklich
einlassen
Stimme:
Clinton: feste Stimme – klare Aussprache – betont
entscheidende Punkte – wehrt sich gegen Unterbrechungen seitens Trumps, indem
sie selbst lauter wird
Trump: heiserer Ton – laute Stimme, die häufig
eingesetzt wird, um seine Kontrahentin oder den Moderator zu übertönen – nutzt
Variationen, um Wichtiges hervorzuheben
Rhetorik:
Clinton: kurze, klare Sätze – wird sehr konkret –
Beispiele, Lösungsansätze werden klar benannt – platziert drei Kernbotschaften
in den ersten 1 ½ Minuten – attackiert Trump auf seinem Gebiet – adressiert
ihre Botschaften an seine Anhänger, den Mittelstand oder ärmere Bevölkerungsschichten
– will "Small Business" mit Investitionen fördern und das "Big
Business" nicht aus der Steuerverantwortung entlassen
Trump: ausschweifende Sätze – inhaltliche Wiederholung–
bietet wenig Konkretes und Konstruktives – bleibt im Allgemeinen – nur eine Botschaft:
Steuersenkungen für Unternehmen – Moderator muss mehrmals an die eigentliche
Fragestellung erinnern – rettet sich häufig in den persönlichen Angriff
Fazit:
Hilary Clinton ist extrem gut vorbereitet und die
Schwäche der vergangenen Tage nicht mehr zu spüren. Ihre langjährige Erfahrung
als Politikerin zeigt sich in ihrer Souveränität. Direkte Anschuldigungen (z.B.
e-Mail-Affaire) wird mit einem Schuldeingeständnis gekontert. Trump bleibt
dagegen bei Nachfragen zu seiner Steuermoral Staat und Wählern oder seiner
Zahlungsmoral mittelständischen Dienstleistern gegenüber nur der
rechtfertigende Angriff. Clinton attackiert ihren Gegner in seiner Strategie,
Sprecher des "kleinen Mannes" zu sein und wirkt authentisch, indem
sie u.a. ihre Herkunft aus dem Mittelstand ins Feld führt – während sie Trump mit der Nennung von 14 Mio
$ Startkapital, das er durch seinen Vater erhalten hat, dem "Big
Business" zugeordnet werden kann. Sein wiederholter Hinweis "I have
property there" wirkt wenig überzeugend beim Werben um Wählerstimmen, z.B.
aus dem Kreis z.B. arbeitsloser Amerikaner.
Clinton startet mit einem starken ersten Statement,
das konkret Zukunftsaussichten beschreibt: mit Investitionen u.a. in
erneuerbare Energien sollen neue Jobs geschaffen werden – mit Einnahmen aus Steuern großer Unternehmen.
Clinton führt die Wirtschaftskrise als verfehlte Wirtschaftspolitik an, die
v.a. den Abstieg des Mittelstands bewirkt hat. Auf den Vorwurf und den Verweis
auf frühere Äußerungen, dass er davon profitiert hat, weiß Trump nur zu
antworten: "That's business."
Trump konzentriert sich dagegen im Wesentlichen auf
die ausführliche und wiederholte Beschreibung der Probleme und betont damit das
Negative. Bietet außer pauschal angekündigten Steuersenkungen wenig Konstruktives.
Eine ruhige und inhaltlich gut vorbereitete Clinton steht einem aufgeregten
Trump gegenüber, was seine Position zusätzlich schwächt. Lange, assoziativ
formulierte Sätze verstärken den Eindruck, dass der Kandidat der Republikaner
sich während der Diskussion zunehmend in der Defensive befindet. Seine bei
Wahlveranstaltungen bislang erfolgreiche Strategie, mit z.T. aggressiv vorgetragenen
polemischen Behauptungen wenigstens für Unterhaltung zu sorgen, scheint an
diesem Abend nicht aufgegangen zu sein.
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